Aufgepasst!

Gegengift nur für Menschen: «Bisse von Giftschlangen sind sehr gefährlich für Hunde»

· Online seit 22.07.2023, 11:49 Uhr
Schlangenbisse bei Hunden kommen eher selten vor. Wenn aber doch, dann ist schnelles Handeln wichtig. Wie aber erkennt man, dass der Hund von einer Schlange gebissen wurde und wie sollen Herrchen oder Frauchen dann reagieren? Ein Tierarzt erklärt.
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Für Hundebesitzer eine Horrorvorstellung: Auf dem Spaziergang oder auf der Wanderung wird der Hund von einer giftigen Schlange gebissen. Welche Anzeichen deuten bei einem Hund auf einen Schlangenbiss hin? Und wie reagiert ein Hund, der von einer Giftschlange gebissen wurde? Wir haben bei Thomas Baumgartner nachgefragt. Er ist Tierarzt und Mitinhaber der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen.

Schmerzen und Entzündungen bis zum Tod

«Wird der Hund von einer Giftschlange gebissen, ist das erstmal ähnlich schmerzhaft für ihn wie ein Wespenstich», erklärt Baumgartner. Erst später würden Schwellungen, Entzündungen und Rötungen auftreten und der Hund würde sich eventuell an der Bissstelle lecken. Oft merken die Hundebesitzer erst auch nicht, dass der Hund überhaupt von einer Schlange gebissen wurde. Der Biss passiert in einem Gebüsch ausserhalb der Sichtweite des Herrchens bzw. Frauchens. Bei genauerer Untersuchung seien dann unter Umständen die zwei Löcher der Schlangenzähne zu sehen.

Bisse von Giftschlangen seien sehr gefährlich für Hunde, so der Tierarzt. «Wir hatten zwei Hunde mit Schlangenbiss bei uns in Behandlung. Beide haben es nicht geschafft.»

Das Inselspital ist das einzige Spital in der Schweiz, welches über ein Gegengift verfügt. «Es ist schon vorgekommen, dass wir dort angerufen haben, um nach dem Gegengift für einen Hund zu fragen. Aber es wurde nichts rausgegeben, weil dieses Gegengift ausschliesslich für Menschen in Reserve gehalten wird», erklärt Baumgartner. Das sei verständlich, aber für die Tierärzte sei es dramatisch. «Wir verlieren unsere Patienten und die Besitzer verlieren ihr Haustier, das für sie oft wie ein Freund oder Familienmitglied ist», so Baumgartner weiter.

Unbedingt zum Tierarzt, auch wenn man nicht sicher ist

Stellt man bei seinem Hund fest, dass er von einer Giftschlange gebissen wurde, soll man ihn unbedingt zum Tierarzt bringen. Nur so hat das Tier überhaupt eine Chance. Nicht jeder Hund reagiert aber gleich stark. Darum sollte man auch zum Tierarzt, wenn man nicht ganz sicher ist, ob es sich um einen Schlangenbiss handelt.

Weil es für Tiere kein Gegengift gibt, müssen Tierärzte auf eine sehr intensive symptomatische Therapie mit Antihistaminika, Kortisol und Antibiotika-Infusionen zurückgreifen. «Es geht darum, ein generelles Organversagen und allergische und bakterielle Reaktionen zu verhindern», erklärt der Tierarzt. Diese könnten zum Tod des Tieres führen.

Es ist wichtig, die Therapie so schnell wie möglich zu beginnen. Diese ist sehr intensiv und kann bis zu drei Wochen dauern.

Schlangen greifen keine Hunde an

In der Regel greifen Schlangen keine Hunde an und umgekehrt greifen Hunde normalerweise auch keine Schlangen an. «Schlangen liegen nicht einfach auf der Strasse und als Fluchttiere verschwinden sie normalerweise bei Geräuschen, die sie nicht kennen», erklärt Tierarzt Thomas Baumgartner. Oft liegen die Reptilien auf Steinen an der Sonne. Wenn ein Hund dann überraschend auftaucht, kann es passieren, dass die Schlange reflexartig zubeisst. «Es handelt sich dabei aber immer um Unfälle», so Baumgartner weiter. Die beiden Hunde, welche in der Tierklinik Sonnenhof behandelt wurden, waren ein Jagdhund und ein kleiner Hund.

Übrigens würden junge Schlangen eher beissen als erwachsene, erklärt Baumgartner weiter. «Sie können ihr Gift nicht so gut dosieren wie die ausgewachsenen Tiere. Darum ist die Gift-Dosis bei Bissen von Jungtieren oft höher und die Auswirkungen deshalb schlimmer».

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veröffentlicht: 22. Juli 2023 11:49
aktualisiert: 22. Juli 2023 11:49
Quelle: 32Today

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