Bundesrats-Kandidat

«Gerhard Andrey überlegt, bevor er redet»

· Online seit 01.11.2023, 07:12 Uhr
Der grüne Nationalrat Gerhard Andrey gab am Dienstag bekannt, für den Bundesrat zu kandidieren. Laut Politanalyst Mark Balsiger hat der Freiburger das Format für das Amt. «Wenn er etwas sagt, lohnt es sich, zuzuhören.»

Quelle: SDA / CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

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Herr Balsiger*, der Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey steigt als erster Grüner ins Bundesratsrennen. Was halten Sie von dieser Kandidatur?

Gerhard Andrey hat sich in den letzten vier Jahren als Nationalrat durchgesetzt. Er hat einen guten Ruf im Parlament. Wenn er etwas sagt, lohnt es sich, zuzuhören. Er hat sich auch insbesondere im Bereich der Innovation und der Digitalisierung einen Namen gemacht. Daher hat er ein solides Standing.

Selbst die bekannte ehemalige Präsidentin der Grünen, Regula Rytz, scheiterte 2019, als sie für den Bundesrat kandidierte. Droht einem weniger bekannten Nationalrat wie Gerhard Andrey ein solches Schicksal erst recht?

Weder die Medien noch die Öffentlichkeit wählen die Bundesrätinnen und Bundesräte. Die 246 Personen im Parlament haben dieses Anrecht. Nach vier Jahren kennen diese die eigenen Leute definitiv. Wenn eine neue Partei in den Bundesrat will, braucht es drei Faktoren, die mitspielen.

Welche?

Erstens muss sie das richtige Timing erwischen, um angreifen zu können. Zweitens muss das Momentum auf ihrer Seite sein – zum Beispiel ein deutlicher Wahlsieg. Und drittens, der wahrscheinlich wichtigste Faktor, ist, dass eine Mehrheit der Leute im Parlament es auch für den richtigen Zeitpunkt hält, etwas zu verändern und Offenheit signalisiert für eine neue Zusammensetzung des Bundesrats.

Welche Chancen geben Sie Gerhard Andrey, als Bundesrat gewählt zu werden?

Die Grünen haben höchstens theoretische Chancen, dass sie es im Dezember schaffen. Sie haben weder das richtige Timing gewählt noch ein Momentum. Auch spürt man von den Leuten, die im Parlament sitzen, keine Bereitschaft für einen grünen Sitz im Bundesrat auf Kosten der FDP. Es müsste eine unglaubliche Dynamik entstehen, damit sich etwas ändert.

Hat der Kandidat das Format für den Bundesrat?

Er bekommt aus dem Parlament gute Noten. Auch nicht vergessen darf man, dass er ein echter Unternehmer ist. Er baute in den letzten 15 Jahren eine Firma auf, die inzwischen etwa 200 Angestellte hat. Das ist wahrlich eine Leistung, welche die allerwenigsten Parlamentarierinnen und Parlamentarier vorweisen können. Wer dies kann, hat wahrscheinlich auch die Befähigung für den Bundesrat. So wie ich Herrn Andrey bis jetzt beobachtet habe, gehört er zudem zu den Pragmatischen und denjenigen, die sich tatsächlich etwas überlegen, bevor sie reden. Deshalb bekommt er sehr viel Respekt.

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Die Grünen des Kantons Freiburg rühmen den IT-Unternehmer für seine digitalen Kenntnisse und seine Innovationskraft. Braucht es eine solche Person im Bundesrat?

Sein Profil dünkt mich ideal. Dieses Knowhow ist in der jetzigen Zusammensetzung des Bundesrats definitiv nicht vorhanden und würde dem Bundesrat guttun. Dies sind aber nicht die entscheidenden Kriterien. Zentral ist die Frage: Will man die Grünen im Bundesrat zulasten der FDP haben?

Mit welcher Art Kandidatin oder Kandidat gelingt dies den Grünen am ehesten?

Die Chancen steigen, wenn eine grüne Kampfkandidatur moderater ist und keine Abwehrreflexe auslöst, sondern breit akzeptiert ist. Auch ist es von Vorteil, wenn sie sich im Schmieden von Ad-hoc-Allianzen bewiesen hat, um mit anderen gemeinsam etwas zu erreichen.

veröffentlicht: 1. November 2023 07:12
aktualisiert: 1. November 2023 07:12
Quelle: Today-Zentralredaktion

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