Kommentar eines Süchtigen

Solothurner Kanti verbietet Snus – zu recht!

· Online seit 25.04.2024, 16:12 Uhr
Ab dem nächsten Schuljahr ist der Konsum von Tabak – also auch von Snus – auf dem Gelände der Kantonsschule Solothurn verboten. Das ergibt Sinn, denn während ich diese Zeilen schreibe, habe ich selber das Verlangen nach einem «Snüsu». Ein Kommentar.
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Der wichtigste Bestandteil von Snus ist Nikotin. Nikotin ist ein Nervengift, das stark abhängig macht. Es gibt diverse Studien, die belegen, das Nikotin stärker abhängig macht als zum Beispiel Kokain. Dazu braucht man sich nur die Raucherinnen und Raucher im privaten Umfeld anzuschauen, die schon immer aufhören wollten und es doch nicht geschafft haben.

Snus ist eine Nikotinbombe

Beim Snus ist die Nikotin-Dosis im Vergleich zur Zigarette um ein Vielfaches höher. Wer ein Päckchen der stärksten Sorte einwirft und vorher nur Zigaretten gekannt hat, den haut die Nikotin-Dosis schier aus den Socken. Die Hände zittern und es wird einem übel.

Das ist der richtige Zeitpunkt, um nie wieder so ein Ding anzufassen und sich unter die Lippe zu stopfen. Wer es dennoch wieder tut, gewöhnt sich daran und empfindet ein «angenehmes» Gefühl beim Snusen. Ähnlich wie der Raucher beim Konsum der Zigarette – nur viel stärker.

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Der Wolf im Pfefferminz-Pelz

Das Fiese beim Snus: Er ist viel alltagstauglicher – ja sogar businesstauglicher – als die Zigarette. Vor Jahren war Snus noch ekliges Zeug, das den Konsumierenden in einer braunen Sosse über die Zähne lief. Schon beim Gedanken an einen Kuss suchte jede und jeder das Weite. Heute ist Snus ganz clean. Strahlend weiss, mit Geschmack nach Minze oder Beeren, kommt das Suchtmittel daher.

Geübte Snuser (ja, es sind vor allem Männer) können die diskreten Säckchen so unter der Oberlippe verstecken, dass niemand etwas bemerkt. Während die Raucher mit ihren E-Zigis immer noch auffallen und das Gebäude verlassen müssen, um ihrem Nikotin-Flash zu erhalten, pfeifen sich die Snuser locker die fünf- bis zehnfache Dosis Nikotin rein, am Arbeitsplatz oder im Schulzimmer.

Ein Bier im Klassenzimmer?

Zu den Facts: Im Kanton Solothurn gilt für Snus eine Alterslimite von 18 Jahren. Das hat seine Gründe. Snus macht wegen des Nikotins stark abhängig, schädigt Zähne, Zahnfleisch und Mundschleimhaut – und ist wie andere Tabakprodukte krebserregend. In der Schweiz wollen wir unsere Jugend davor schützen, deshalb gibt es Präventionsgesetze und Verbote.

Zum Vergleich: Was würden Sie sagen, wenn Schüler auf dem Schulgelände (oder mitten im Unterricht) ein Bier trinken würden? Oder einen Gin-Tonic? Eben.

Jugendschutz konsequent umsetzen

Das Verbot ist also nichts als eine folgerichtige Umsetzung des Jugendschutzes. Nur wird die praktische Umsetzung alles andere als einfach. Viel Spass den Lehrpersonen, die das kontrollieren und sanktionieren sollen! Den Jugendlichen ins Maul schauen, wie die Polizei bei einer Drogenkontrolle? Wohl eher nicht.

Ein Verbot kann auch eine Hilfe sein

Wer sich mit dem Verhalten von Süchtigen etwas auskennt, weiss, dass diese immer einen Weg finden zu konsumieren – koste es, was es wolle. Das wird bei Jugendlichen nicht anders sein. Denn Nikotin ist gnadenlos. Ich selbst habe mehrmals aufgehört – und immer wieder angefangen, weil irgend ein Kollege Snus dabei hatte. Gerade jetzt will ich wieder aufhören. Aber beim schreiben dieser Zeilen SCHREIT mein Gehirn: «Hol dir im Kiosk über die Strasse einen Snus – LOS!» Wo bleibt meine Rektorin, wo bleibt mein Lehrer, der mir die Leviten liest und mich von dieser Dummheit abhält?

Wie stehst du zu Snus und zum Verbot an der Schule? Schreib uns in die Kommentare.

veröffentlicht: 25. April 2024 16:12
aktualisiert: 25. April 2024 16:12
Quelle: 32Today

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