Schweizer Hilfswerke

Spenden via Twint – für den guten Zweck oder die Schweizer Banken?

06.03.2024, 15:28 Uhr
· Online seit 24.09.2023, 07:14 Uhr
Schweizer Hilfswerke sammeln zurzeit Geld für Marokko und Libyen. Ein beliebtes Zahlungsmittel ist Twint. Was vielen nicht bewusst ist: Ein Teil der Spenden geht an die Banken.
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In Marokko bebt die Erde und in Libyen schwemmen Wassermassen die Strassen. Bei den zwei Katastrophen starben insgesamt mehrere tausend Menschen – zahlreiche weitere wurden verletzt oder verloren ihr Zuhause.

Nach den Ereignissen haben Hilfsorganisationen die Schweizer Bevölkerung zum Spenden aufgerufen – und auch die Bezahl-App Twint verschickte Push-Benachrichtigungen mit Spendenaufrufen. Welche Rolle spielt Twint bei Spendenaktionen? Und was bringt die Bezahl-App den Hilfswerken?

Twint ist ein beliebtes Zahlungsmittel bei Spenden

«Bei den Online-Spenden ist Twint das wichtigste Zahlungsmittel geworden», schreibt Raymond Ruch, Leiter Kommunikation beim Schweizerischen Roten Kreuz, auf Anfrage der Today-Redaktion. Konkret komme beim Schweizerischen Roten Kreuz etwa ein Drittel der Online-Spenden über Twint rein. Gerade bei Katastrophen würden die Menschen gerne schnell und unkompliziert Geld spenden – was via Twint der Fall sei, erklärt Ruch.

Genauso sieht es die Spendensammelorganisation Glückskette. «Vor allem während und nach akut auftretenden Ereignissen ist Twint eine sehr einfache, intuitive und schnelle Spendenmöglichkeit», erklärt Sprecher Fabian Emmenegger.

«Etwas mehr als die Hälfte der Spenden über unsere Webseite werden via Twint getätigt» führt er weiter aus. Der Spendenaufruf via Twint bietet laut Emmenegger einen Mehrwert für die Glückskette, weil die App bei der Bevölkerung stark etabliert sei.

Twint sendet Spende-Push-Benachrichtigungen

In der Twint-App gibt es ein eigenes Spenden-Portal. Hier kann Geld an Hilfswerke aus verschiedenen Gebieten – etwa «Soziales», «Tiere und Umwelt» oder «Menschenrechte» – gespendet werden.

Manchmal pusht Twint die Spende-Aufforderungen aus der App hinaus: «In seltenen Ausnahmefällen werden Push-Benachrichtigungen an diejenigen Nutzenden versendet, die in der Twint-App eine Einwilligung für den Empfang entsprechender Push-Nachrichten gegeben haben», erklärt Ettore Trento, Mediensprecher von Twint. Dies stosse auf grosses Interesse und führe «messbar zu einem erhöhten Spendenaufkommen», so Trento.

Transaktionsgebühr bei Twint-Spenden

Unkompliziert, einfach und praktisch – das sind die Vorteile von Twint. Doch Spenden via Twint hat auch seine Schattenseiten. Schattenseiten, die tatsächlich etwas im Schatten verborgen bleiben, und vielen Spendierfreudigen nicht gänzlich bewusst sind. Denn beim Spenden via Twint fallen Gebühren an.

Wer auf dem Spendenportal der Twint-App auf das kleine «i» klickt, gelangt zum FAQ von Twint. Unter der zweiten Frage wird ersichtlich, dass die Spende nicht komplett an die Hilfswerke geht. «Ein kleiner Beitrag wird von Twint für die Überweisung und von Raisenow für das Zurverfügungstellen der Spendenumgebung abgezogen», heisst es dort.

Sprich, wer 50 Franken spendet, spendet auch einen Teil an Twint und Raisenow – und damit an Schweizer Banken, denn diese stecken hinter Twint.

Wie hoch diese Gebühr ist, hinge von der Twint-Zahlungsvariante ab, erklären sowohl Raymond Ruch als auch Fabian Emmenegger. Also, ob via QR-Code, der Website des Hilfswerks oder Spotlight (also direkt in der App) gespendet wird. Die Gebühren liegen laut Ruch aber insgesamt bei unter zwei Prozent.

Ettore Trento von Twint sagt dazu: «Von verschiedenen Hilfsorganisationen hören wir immer wieder, dass eine Anbindung an Twint durch RaiseNow angesichts der Gesamtkosten von Spendenaktionen einer der kosteneffizientesten Kanäle zur Sammlung von Spenden ist.»

80 Prozent zahlen Bearbeitungsgebühr

Auf der Website der Glückskette werden die Spendenden folgendermassen auf die Gebühren aufmerksam gemacht: «Ja, ich übernehme die Bearbeitungsgebühren von 2 Prozent und stelle so sicher, dass 100 Prozent meiner Spende an die Glückskette gehen.» Dies finde auf freiwilliger Basis statt, so Emmenegger, und helfe, die Kosten bei der Spendenbearbeitung zu decken. «Wir sehen, dass diese Option von einem Grossteil, über 80 Prozent, der Spendenden übernommen wird», erklärt er.

Eine Option, die auch das Schweizerische Rote Kreuz prüft. «Wir sind aktuell dabei, die Akzeptanz einer solchen Gebührenübernahme bei unseren Spenderinnen und Spendern zu prüfen», sagt Raymond Ruch dazu.

Lastschriftverfahren am billigsten

Wer sicher sein möchte, dass die Spende auch wirklich komplett bei den Hilfsorganisationen landet, überweist das Geld am besten via E-Banking. Diese Zahlungsvariante ist für das Schweizerische Rote Kreuz laut Raymond Ruch am billigsten und effizientesten. So sieht es auch Fabian Emmenegger von der Glückskette, «denn beim E-Banking fallen keine Gebühren an».

«Aus diesem Grund ermutigen wir unsere Spenderinnen und Spender auch, wenn möglich, per Online-Einzahlung zu spenden», schreibt Emmenegger. Den grössten Teil der Spenden erhalte die Glückskette über diesen Weg.

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veröffentlicht: 24. September 2023 07:14
aktualisiert: 6. März 2024 15:28
Quelle: Today-Zentralredaktion

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