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Eishockey

SCB, EHC Biel und SCL Tigers: So stehen die Berner Eishockey-Clubs da

Gemischte Gefühle

Starker Saisonstart des SCB – Krisen in Biel und Langnau

06.10.2023, 17:27 Uhr
· Online seit 06.10.2023, 16:00 Uhr
Die Eishockey-Saison ist neun Spiele alt. Bereits jetzt ist klar: Der SCB zeigt zumindest zu Beginn der Saison ein ganz anderes Gesicht als in den letzten Jahren. Vize-Meister Biel steckt derweil in einer Minikrise und die SCL Tigers haben sich schon von einer solchen erholt. Die Analyse vor dem nächsten Hockey-Wochenende.
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SC Bern 

Aktueller Tabellenrang: 3

Ausgangslage: Die Stadtberner können auf einen geglückten Saisonstart zurückblicken. Nach drei Siegen in den ersten vier Partien schienen die Penalty-Niederlage gegen Zug (Randnotiz: der SCB gewann vor rund zweieinhalb Jahren zum letzten Mal ein Penaltyschiessen, damals gegen Genf) und die 1:6-Heimklatsche gegen Zürich den SCB-Motor etwas ins Stottern zu bringen. Mit Siegen gegen Ajoie, den Kantonsrivalen Biel und Davos sind die Mutzen weiterhin voll auf Kurs. Für den SCB bedeuten 18 Punkte aus den ersten 9 Partien den besten Saisonstart seit der Meistersaison 2017/2018. Damals holte das Team 20 Punkte aus den ersten 9 Spielen.

Das fällt auf:

Jussi Tapola verteilt seine Eiszeiten deutlich anders als seine Vorgänger Johan Lundskog und Toni Söderholm. Chris DiDomenico erhielt mit 22.05 Minuten pro Spiel am meisten Eiszeit aller NL-Stürmer, Oscar Lindberg war mit 20.37 Minuten auf Rang 3. Dieses Forcieren einiger weniger Spieler hat aufgehört, aktuell ist kein einziger SCB-Stürmer in den Top 30 der NL zu finden. Der erste Berner ist Corban Knight, mit durchschnittlich 17.46 Minuten ligaweit auf Rang 36.

Dafür gabs letzte Saison für die vierte Linie kaum Eiszeit. Joshua Fahrni und Fabian Ritzmann, welche beide sowohl diese als auch letzte Saison vorwiegend in der vierten Linie zum Zug kamen, dürfen deutlich häufiger aufs Eis. Fahrnis durchschnittliche Eiszeit ist von knapp neun Minuten auf fast 14 Minuten angestiegen, Ritzmanns steht neu 10.38 Minuten pro Spiel im Einsatz (letzte Saison: Ø 06.50 Minuten). Fahrni erhält ausserdem regelmässige Einsätze im Powerplay und in Unterzahl. Das zeigt, wie viel Vertrauen ihm Jussi Tapola aktuell schenkt.

In der Verteidigung hingegen gehören weiterhin einige Berner zu den Schwerstarbeitern der National League. Patrik Nemeth (Ø 23.14 Minuten) und Ramon Untersander (Ø 22.40 Minuten) sind den Top 5 der NL-Verteidiger anzutreffen. Das ist aber gerade für Untersander nichts Neues: Letztes Jahr war der 32-Jährige durchschnittlich sogar noch eine Minute mehr auf dem Eis. Deutlich weniger Eiszeit erhält dafür der neu verpflichtete Finne Julius Honka. Mit im Schnitt 14.25 Minuten wird kein einziger ausländischer Verteidiger in der Liga seltener eingesetzt.

(azi)

EHC Biel

Aktueller Tabellenrang: 10

Ausgangslage: Neue Spieler, neue Trainer – der EHC Biel ist zumindest in der Anfangsphase der Saison eine absolute Wundertüte. Captain Gaëtan Haas beschreibt den Saisonstart als Achterbahnfahrt und genau so ist auch die Leistung seines Teams. Zu Buche stehen Niederlagen gegen Ajoie, aber auch klare Siege, beispielsweise gegen den HC Davos, die zeigen, welches Potenzial auch in dieser Saison im Vize-Meister steckt.

Zuletzt geriet der Motor der Bieler aber definitiv ins Stottern. Nach den Derby-Niederlagen gegen die SCL Tigers und den SCB verloren die Bieler auch am Dienstag zuhause gegen Ambri-Piotta, obwohl die Seeländer das dominierende Team waren.

Das fällt auf: Der neue Trainer Petri Matikainen spielt mit einem anderen System als sein Vorgänger Antti Törmänen, der wegen einer Krebserkrankung den Trainerposten Ende letzte Saison räumte. Dieses System muss die Mannschaft erst kennenlernen.

Auch die Verletzungshexe verfolgt den EHC Biel. Nebst Löv, Iakovenko, Heponiemi und Künzle ist neu auch noch Hofer im Lazarett und fällt mit einem Innenbandriss bis zum Ende des Jahres aus.

Dazu kommt die Doppelbelastung: Der EHC Biel spielt seit August in der Champions Hockey League und möchte dort auch vorne mitspielen und die Gruppenphase überstehen. Trotzdem brauchen die Seeländer nun nach drei Niederlagen in Serie an diesem Wochenende Erfolgserlebnisse und Punkte.

(mge)

SCL Tigers

Aktueller Tabellenrang: 13

Ausgangslage: Die SCL Tigers haben eine erste Mini-Krise überstanden. Nach einem harzigen Start mit lediglich einem Sieg gegen Meister Servette, holten die Langnauer nun zuletzt dreimal in Serie Punkte, gegen den EHC Biel und den HC Ajoie gab es sogar Siege. Nach einer 1:6-Klatsche zuhause gegen Davos und der 0:7-Derby-Schmach gegen den SCB war diese Reaktion bitter nötig, denn bei den sonst so geduldigen Emmentaler Eishockey-Fans war die anfängliche Euphorie bereits einer Resignation gewichen. Nichts zerrt so stark an den Nerven, wie klare Heim- und Derby-Niederlagen.

Das fällt auf: Die sportliche Führung der SCL Tigers um Sportchef Pascal Müller und Trainer Thierry Paterlini geniesst im Emmental grosses Vertrauen. Just einen Tag nach der 0:7-Derby-Niederlage in der Postfinance Arena wurde der Vertrag von Paterlini um ein weiteres Jahr bis Ende Saison 2024/25 verlängert.

Weiter fällt auf, dass die SCL Tigers – nach wie vor und wenig überraschend – sehr abhängig sind vom ausländischen Personal. Lediglich 5 der 17 Tore haben Schweizer Spieler erzielt. Sehr erfreulich aufgefallen ist die Linie um Topskorer Aleksi Saarela und Zuzug Julian Schmutz, welche die Tigers zuletzt mehrfach zum Sieg schoss. Saarela gehört zu den besten Torschützen der Liga.

Kommen der zuletzt erkrankte Captain Harri Pesonen und der neue finnische Stürmer Saku Mäenalanen besser in Form und bleiben die Tigers in der Defensive so stabil wie in den letzten drei Spielen (nur drei Gegentore), dann können sie bis im Spätwinter um die Pre-Playoffs spielen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass es weitere Kanterniederlagen gibt und sich die Langnauer schon früh auf den Abstiegskampf gegen Ajoie konzentrieren müssen.

(mfu)

veröffentlicht: 6. Oktober 2023 16:00
aktualisiert: 6. Oktober 2023 17:27
Quelle: BärnToday

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