Kein Hitzefrei

Berner Schulen spritzen Schulkinder nass – oder gehen in die Badi

25.08.2023, 13:56 Uhr
· Online seit 24.08.2023, 17:03 Uhr
Am Donnerstag erreicht die Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 38 Grad ihren Höhepunkt. Wer soll sich da bitteschön noch konzentrieren können? Während Genfer Schülerinnen und Schüler nachmittags frei kriegen, werden Berner Schulen kreativ.
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Temperaturen über 30 Grad – auch in Berner Schulzimmern. «Dann werden kopflastige Arbeiten schwierig. Es ist anstrengend, man schwitzt nur noch und das Lernen wird erschwert», sagt Willi Hermann. Er ist Schulleiter des Schulzentrums Rebacker in Münsingen.

Stattdessen sollen weniger kopflastige Arbeiten eingeschoben werden. «Auch ein Ausflug in den Wald oder in die Badi ist durchaus pädagogisch sinnvoll», so Hermann. Klar sei aber auch:  «Man kann nicht jeden Nachmittag in die Badi gehen, wenn es über mehrere Wochen heiss bleibt.»

Badi statt Kopfrechnen 

«Die Lehrpersonen sollen Aufgaben mit grossen Denkleistungen – wenn möglich – nicht am Nachmittag durchführen.» Prüfungen werden auf den Morgen geschoben oder auch mal eine Woche später durchgeführt.

Einen Gang in die Badi ist auch in Thun eine willkommene Alternative zum heissen Schulzimmer. «Besonders am Morgen ist es bei Lehrpersonen beliebt, mit den Kindern in den ‹Strämu› zu gehen», sagt Regine Gfeller. Sie ist Leiterin der Primarschulen Pestalozzi, Göttibach und Seefeld in Thun.

Doch auch in der Schule brauchen die Schulkinder ihre Badehosen. «An Hitzetagen nimmt der Hauswart den Schlauch hervor und spritzt die Kinder nass. Alle, die wollen, dürfen mitmachen.»

Anpassungen gibt es in Thun auch am Unterricht. «Im Sport führt man keinen 12-Minuten-Dauerlauf durch, sondern geht vielleicht in den Wald oder führt ruhigere Sachen durch», sagt Gfeller. Und: «Es ist nicht der Moment, um umfangreiche Lernzielkontrollen und Leistungstests abzuhalten.» Darauf nehme man Rücksicht.

Schule bietet Schatten 

Doch warum gibt es nicht einfach Hitzefrei? Gfeller erklärt: «Wir haben in der Schule auch einen Betreuungsauftrag. Wir können die Schule nicht einfach schliessen.» Dazu seien die Schülerinnen und Schüler in der Schule wenigstens im Schatten. «Vielleicht ist es unter dem Strich fast gesünder, im heissen, dafür aber schattigen Schulzimmer zu sitzen als draussen an der Sonne.»

Luzia Annen vom Stadtberner Schulamt ergänzt: «Durch das Hitzefrei würde sich das Problem auf die Tagesbetreuung verlagern. Daher ist Hitzefrei bei uns aktuell kein Thema, da müsste man auf andere Lösungen setzen.»

Ein bisschen anders klingt es in Thun: «Wenn es mittelfristig so weitergeht auf unserem Planeten, muss man Wege finden, mit der Hitze umzugehen.» Ob Hitzefrei in einigen Jahren nicht doch zur Normalität wird, will Regine Gfeller nicht ausschliessen.

Auch in Münsingen will man nichts ausschliessen. «Wir bekommen die Klimaerwärmung zu spüren. Wenn die Hitzetage zunehmen, müssen wir kreativ werden und Massnahmen finden», sagt Willi Hermann. Momentan würden verschiedene Massnahmen diskutiert: vom Fassadenkühlen mit Wasser über feuchte Leintücher bis hin zu Kühlgeräten und Klimaanlagen.

So ging es im Schulzentrum Rebacker in Münsingen am ersten Schultag zu und her:

Quelle: BärnToday / Max Saladin / Warner Nattiel

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veröffentlicht: 24. August 2023 17:03
aktualisiert: 25. August 2023 13:56
Quelle: BärnToday

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