Hirsch, Reh & Co.

«Leider gibt es viel zu wenig Schweizer Wildfleisch»

04.10.2023, 06:30 Uhr
· Online seit 01.10.2023, 16:09 Uhr
Vor ein paar Wochen hat hierzulande die Wildsaison begonnen. Während Fleisch von anderen Tieren zu einem grossen Teil aus Schweizer Produktion stammt, kommt Reh-, Hirsch- und Wildschweinfleisch oft von weiter weg. Detailhändler und GastroBern erklären, aus welchen Ländern das Wild importiert wird.
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Beim Kauf von Fleischprodukten achten heutzutage viele Leute darauf, dass das Fleisch aus der Schweiz stammt. Beim Wild ist das jedoch gar nicht so einfach – sowohl im Detailhandel als auch in Restaurants werden viele Produkte importiert.

So auch bei der Migros, wie die Medienstelle auf Anfrage mitteilt. «Unser Wildfleisch stammt zu einem kleinen Teil aus der Schweiz und zu einem grossen Teil aus verschiedenen europäischen Ländern: Österreich, Deutschland, Polen und Tschechien.» Ein Teil komme ausserdem aus Neuseeland. Grund für den Import sei, dass der grösste Teil des Schweizer Frischwildes in die Gastronomie fliesse.

Nachfrage grösser als Angebot

Bei der Konkurrentin Coop tönt es ähnlich. «Grundsätzlich ist in der Schweiz die Nachfrage nach einheimischem Wild grösser als das Angebot», schreibt Mediensprecher Kevin Blättler. In der Regel werde das Wildfleisch aus der Schweiz an die Gastronomie oder an Privatkunden verkauft.

In ausgewählten Verkaufsstellen bietet Coop Dammhirsch aus lokaler Zucht an. Der Rest kommt aus dem Ausland, wie Blättler mitteilt: «Das importierte Reh-, Hirsch- und Wildschweinfrischfleisch stammt aus freier Wildbahn in Europa, hauptsächlich aus Slowenien, Ungarn und Polen.»

Aldi verzichtet in der Schweiz gänzlich auf Wildfleisch aus inländischer Produktion. «Alle unsere Wildfleisch-Produkte im Frischfleischsortiment stammen aus Europa. Die Herkunftsländer sind zum Beispiel Deutschland, Österreich, Ungarn und Tschechien», so die Medienstelle Aldi Suisse.

Auch Lidl bietet kein Schweizer Wild an. «Unser Wildfleisch stammt aus Europa, hauptsächlich aus Deutschland und Österreich oder aus osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn oder Tschechien», schreibt Mediensprecherin Nicole Graf. Und sie ergänzt: «Unsere Wildschwein-Entrecôtes stammen aus Spanien und ein kleiner Teil aus zugelassenen Betrieben in Osteuropa.»

Beizen auf Import angewiesen

Auch die Restaurants müssen oft auf ausländisches Fleisch zurückgreifen, wie Tobias Burkhalter, Präsident von GastroBern, erklärt: «Leider gibt es viel zu wenig Schweizer Wildfleisch. Um den Bedarf zu decken, ist der Import unumgänglich.» Viel werde aus Europa importiert. Und Burkhalter präzisiert: «Hauptsächlich aus Österreich. Hirsch- und Rehfleisch kommt auch viel aus neuseeländischen Wildfarmen.»

Der GastroBern-Präsident schätzt den Anteil an Restaurants, welche auch Fleisch aus dem Ausland anbieten, auf über 50 Prozent. «Vor allem in ländlichen Gebieten hat es viele Betriebe, die seit Jahren direkt von Jägern beliefert werden. Ein gewichtiger Teil kommt daher gar nie auf den Markt.» Ob Beizen Schweizer Wild anbieten oder nicht, sei nicht eine Frage des Preises, versichert Burkhalter.

veröffentlicht: 1. Oktober 2023 16:09
aktualisiert: 4. Oktober 2023 06:30
Quelle: BärnToday

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