Abstimmung

Bern kann durch Fusion zur viertgrössten Schweizer Stadt aufsteigen

· Online seit 08.10.2023, 16:58 Uhr
Die Stimmberechtigten von Bern und Ostermundigen entscheiden am 22. Oktober über die bislang grösste Gemeindefusion im Kanton Bern. Am Ja der Stadt zweifelt kaum jemand. Doch in Ostermundigen ist die Skepsis gross.

Quelle: BärnToday / Kristina Andrianova / Mirjam Klaus / Warner Nattiel

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Die Gegner sprechen von einer Mogelpackung: In Tat und Wahrheit gehe es nicht um eine Fusion, sondern um eine Eingemeindung der Vorortsgemeinde mit ihren 18'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Das heute selbstbestimmte Ostermundigen würde zu einem Stadtquartier herabgestuft und hätte faktisch nichts mehr zu melden.

Ganz anders sehen es die Befürworter. Die beiden Gemeinden seien wirtschaftlich, kulturell und sozial schon heute miteinander verwachsen. Profitieren würden beide Seiten: Die Bevölkerung von Ostermundigen erhielte mehr Dienstleistungen für weniger Steuern, die Stadt bekäme mehr bezahlbaren Wohnraum.

Bern neu mit über 160'000 Einwohnern

Klar ist eines: Beide Gemeinden müssen der Fusion zustimmen, damit sie Tatsache wird. In Ostermundigen wird ein knappes Resultat erwartet. Auf welche Seite es kippt, dürfte massgeblich von der Mobilisierung der Lager am eidgenössischen Abstimmungssonntag zusammenhängen. Wie umstritten die Vorlage in Ostermundigen ist, zeigt sich daran, dass sich der Gemeinderat (Exekutive) nicht zu einer Abstimmungsempfehlung durchringen konnte.

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In der Stadt Bern wirft die Vorlage keine grossen Wellen. Das Parlament stimmte deutlich zu, die Stadtregierung hat sich unmissverständlich für den Zusammenschluss ausgesprochen. Bern hätte neu 163'000 Einwohnerinnen und Einwohner und würde Lausanne als viertgrösste Stadt der Schweiz ablösen.

Heute gebe es eine künstliche Gemeindegrenze in einem gemeinsamen Lebensraum, hiess es in der Parlamentsdebatte. Dank der Fusion bekämen die urbanen Interessen im Kanton ein stärkeres Gewicht.

Warnung vor «rotgrünem Joch»

Widerstand gibt es in der Bundesstadt vor allem von der SVP. Sie warnt Ostermundigen davor, sich «dem rotgrünen Joch zu unterwerfen». Beim Freisinn und bei der Mitte-Partei hält sich die Begeisterung in Grenzen, beide haben Stimmfreigabe beschlossen. Die mittel- und langfristigen Kosten der Fusion seien ungewiss.

Beobachter erwarten in Bern trotzdem eine deutliche Zustimmung. Denn das rot-grüne Lager wie auch GLP und EVP stehen hinter der Vorlage – und Bern ist seit über 30 Jahren fest in rot-grüner Hand.

Auf dem Friedhof ist Fusion schon lange abgeschlossen

Wie auch immer: Auf dem Schosshaldenfriedhof an der Grenze der beiden Gemeinden ist die Fusion längst Tatsache. Denn Ostermundigen hat schon vor Jahrzehnten auf eine eigene Grabstätte verzichtet. Seither liegen Ostermundiger und Berner gemeinsam auf dem Schosshaldenfriedhof – Grab an Grab, Urne an Urne.

(sda)

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veröffentlicht: 8. Oktober 2023 16:58
aktualisiert: 8. Oktober 2023 16:58
Quelle: BärnToday

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