Grösstes Buchantiquariat der Schweiz

Ende Monat fällt der Entscheid über das Schicksal des Berner Bücherbergwerks

13.09.2023, 20:14 Uhr
· Online seit 13.09.2023, 19:52 Uhr
Bereits Ende 2022 kämpfte das kultige Antiquariat im Monbijouquartier um sein Überleben. Dank zahlreicher Spenden konnte der Betrieb für ein Jahr gesichert werden. Nun bibbert der neu gegründete Verein erneut um die Zukunft des Bücherbergwerks.
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Über 150'000 gebrauchte Bücher auf 800 Quadratmeter – das bietet das Bücherbergwerk im Berner Monbijouquartier. Fragt sich nur, wie lange noch. Denn: Das grösste Buchantiquariat ist auf Sponsorensuche. Schon wieder, ist man versucht zu sagen. Bereits letzten November stellte sich die Frage nach dem Fortbestehen der Institution. Damals sammelte das Bücherbergwerk 70'000 Franken bis Mitte Dezember, um sein Fortbestehen zu sichern.

Nun scheint die Institution wieder auf Spendensuche zu sein. Das lässt zumindest ein Crowdfunding, welches auf der Bücherbergwerk-Website verlinkt ist, vermuten. Was steckt dahinter?

Längerfristiges Überleben nicht gesichert

Das Crowdfunding sei nicht vom Bücherbergwerk selbst lanciert worden, erklärt Marc van Wijnkoop Lüthi, Präsident des Vereins Bücherbergwerk. «Zwei Frauen wollten einen Anlass im Bücherbergwerk durchführen. Wir schilderten ihnen unsere Situation und sie starteten aus heiterem Himmel eine Crowdfunding-Aktion, um den Fortbestand des Werks zu sichern», erklärt der Vereinspräsident. Das sei ein absoluter Glücksfall gewesen.

Denn: Die «Situation» ist tatsächlich so, dass das längerfristige Überleben des Bücherbergwerks noch nicht beschlossene Sache ist. Aktuelle Betreiberin des Bücherbergwerks ist das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH Bern. Das heisst: Im Antiquariat arbeiten Jugendliche ohne Lehrstelle, Personen, die ihre Lehre abbrechen oder Langzeitarbeitslose. Ziel ist es, sie wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Letztes Jahr seien so viele Spenden zusammengekommen, dass das SAH Bern den Betrieb erst um ein halbes Jahr und dann um ein Jahr verlängern konnte, erklärt van Wijnkoop Lüthi. «Parallel dazu hatte man Zeit, um herauszufinden, ob es eine neue Trägerinstitution gibt, welche das Bücherbergwerk weiterführen könnte.» Es habe sich abgezeichnet, dass die Gründung eines Trägervereins die beste Lösung wäre. Realisiert wurde die Gründung des Vereins Bücherbergwerk schliesslich im Mai – mit dem Ziel, dass dieser den Betrieb des Antiquariats ab 2024 vollständig vom SAH Bern übernimmt. Ob diese Übernahme klappt oder ob das Bücherbergwerk bald endgültig geräumt wird, werde der Verein Ende September entscheiden.

150'000 Bücher müssten geräumt werden

Doch warum Ende September? Der Grund sei eigentlich grotesk, sagt der Vereinspräsident. «Würde das Bücherbergwerk aufgelöst, müsste alles ausgeräumt werden: die Bücher, Teppiche, Regale. Dafür rechnen wir mit drei Monaten Räumungszeit.»

Um dieses Szenario zu verhindern, brauche es weitere Mitglieder und finanzielle Mittel, so der Vereinspräsident. Und: Sowohl der Verein als auch das SAH sind auf einen fixen Entscheidungstermin angewiesen.

Räumung heisse aber nicht Abfall, betont van Wijnkoop Lüthi. «Die 150'000 Bücher würden wir selbstverständlich nicht einfach wegwerfen, sondern so gut es geht dafür sorgen, dass wir sie losbringen, damit sie weiterleben können. Das ist unser Credo: Bücher sollen mehr als ein Leben haben.»

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veröffentlicht: 13. September 2023 19:52
aktualisiert: 13. September 2023 20:14
Quelle: BärnToday

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