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«An den Strukturen muss sich etwas ändern» – Bühnen Bern ziehen Fazit zur Untersuchung

Belästigungsvorwürfe

«An den Strukturen muss sich etwas ändern» – Bühnen Bern ziehen Fazit zur Untersuchung

27.10.2022, 06:16 Uhr
· Online seit 26.10.2022, 14:20 Uhr
Am Mittwoch informierte Bühnen Bern über den Abschluss der Untersuchungen und Massnahmen nach den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Mitarbeiter. Die Tänzerinnen und Tänzer meldetens sich indes mit einem Brief zu Wort.
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Nach den Vorwürfen gegen den Probenleiter von Ballett Bern und dessen Entlassung, wurde von Bühnen Bern eine externe und interne Untersuchung eingeleitet. Der Bericht zu dieser Untersuchung liegt nun vor.

Deshalb informierten am Mittwoch Nadine Borter, Stiftungsratspräsidentin, Florian Scholz, Intendant Bühnen Bern, Isabelle Bischof, Tanzdirektorin Bern Ballett und Monika Hirzel, Rechtsanwältin bei «BeTrieb», über die Ergebnisse des Berichts und die daraus resultierenden Massnahmen.

Fristlose Entlassung

Bei Untersuchungen, die nach den Anschuldigungen vom September stattgefunden haben, berichtete eine Mitarbeiterin, von übergriffigem Verhalten des Probenleiters. Diese klaren Grenzverletzungen hätten ausserhalb der Proben- und Aufführungssituation im Rahmen von Premierenparties stattgefunden. Die Mitarbeiterin habe sich Isabelle Bischof anvertraut. Andere Befragte hätten diese Grenzverletzungen beobachtet.

Dieser Erkenntnis folgte die fristlose Entlassung des beschuldigten Mitarbeiters. «Das Vertrauen wurde durch den betreffenden Mitarbeiter schwer zerrüttet», erklärt Scholz. Bischof ergänzt, dass es sie als Leiterin und Frau besonders treffe, dass eine Mitarbeitende in ihrem Team Übergriffen ausgesetzt war: «Für mich ist klar, dass sich etwas an den Strukturen ändern muss. Hier gilt es das Bewusstsein aller zu stärken.»

Ermächtigung zentral

Mit der fristlosen Entlassung des beschuldigten Mitarbeiters, sei der Fall für Bühnen Bern nicht erledigt, wie in einer Medienmitteilung betont wird. Zusätzlich werde die Präventionsarbeit auf allen Stufen verstärkt.

«Ein ganz wichtiger Punkt, ist natürlich, alle Mitglieder, nicht nur die Ballettkompanie, sondern das ganze Haus, zu ermächtigen, ihre Meinung zu sagen, ihre Anliegen zu äussern und sich mitzuteilen», erklärt Scholz. Zu den präventiven Massnahmen, die nun getroffen werden müssten, gehöre eine Untersuchung der Betriebsstrukturen und Schulung in Kommunikation und Ermächtigung. Dafür werde auch Hilfe von aussen angenommen.

Zweite Chance druch Prüfungsbericht

Dass der Mitarbeiter nicht bereits 2021 entlassen worden sei, als die ersten Missbrauchsvorwürfe bekannt wurden, hänge mit dem Prüfungsbericht zusammen, der erstellt wurde. Der Mitarbeiter wurde damals lediglich für vier Monate suspendiert, dann aber wieder eingestellt. «Rückblickend ist natürlich enttäuschend, dass diese zweite Chance nicht so genutzt worden ist, wie wir uns das erhofft haben. Dass es erneut zu sogar mehreren Vorfällen kam, ist nicht akzeptabel.»

Ähnlich klingt es bei Borter: «Es ist natürlich immer schwierig, nach dieser Situation, in der wir uns alle bewegen und die uns alle betrübt zu sagen, was wir hätten machen können.» Man sei überzeugt gewesen, dass man das gemeinsam hätte sicherstellen können und die Person noch eine Chance verdient hatte.

Dass dieses Ereignis nicht spurlos an Bühnen Bern vorbeiziehen wird, sei klar, ergänzt Scholz. «Der ganze Betrieb diskutiert das.»

veröffentlicht: 26. Oktober 2022 14:20
aktualisiert: 27. Oktober 2022 06:16
Quelle: BärnToday

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