In Transporter geworfen

«Definitiv lätz»: Angeklagter Polizist bestreitet Vorwürfe von Polizeigewalt

02.06.2023, 14:28 Uhr
· Online seit 02.06.2023, 14:24 Uhr
Im Juni 2021 sorgte eine Verhaftung durch die Kantonspolizei Bern für Schlagzeilen. Zwei Polizisten sollen einen dunkelhäutigen Mann mit unverhältnismässiger Gewalt angehalten haben. Einer von ihnen stand am Freitag vor Gericht.

Quelle: BärnToday / Dominic Flückiger / Warner Nattiel

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Ein Marokkaner, der nur Italienisch sprach, sollte aufgrund seines «schwankenden Ganges» und des Verdachts auf Drogenkonsum auf den Polizeiposten gebracht werden. Das Brisante an dem Vorfall: Die Fixierung durch die Polizei erinnerte an den US-amerikanischen Fall von George Floyd, der verstarb, weil ein Polizist ihm das Knie minutenlang in den Nacken drückte.

Ein ähnlicher Vorfall war im Berner Fall vor der Heiliggeistkirche zu beobachten. Dazu kam, dass der Mann beim Einstieg in den Polizeiwagen umfiel und sich eine Kopfverletzung zuzog. Im Herbst 2022 wurden zwei beteiligte Polizisten wegen Amtsmissbrauch und Tätlichkeiten angeklagt. Der am Freitag vor Gericht stehende Polizist bestritt die Vorwürfe: Es «stimmt ganz klar nicht», sagte er in der Anhörung, und bestärkte dies wiederholt: Es sei «definitiv lätz».

Vor Gericht habe er sich an viele Dinge nicht mehr erinnern können. Auf die Fragen der Anklage sei er nicht eingegangen, wie Rechtsanwalt Dominic Nellen im Video sagt. Die Richterin habe dem Angeklagten auch Aussagen von Zeuginnen und Zeugen – auch von Angehörigen der Polizei – vorgehalten, die dem widersprechen würden, was der Polizist ausgesagt habe.

«Den Verhältnissen nicht angepasste Gewalt»

Laut Anklageschrift habe der 41-jährige Polizist den angehaltenen, in Handschellen und unter Drogeneinfluss stehenden Mann zum Patrouillenfahrzeug geführt. Dort habe er den Verhältnissen nicht mehr angepasste Gewalt angewendet, «indem er das Opfer vor der geöffneten Seitentüre bewusst mit unnötig starkem Schwung nach vorne ins Fahrzeuginnere stiess, sodass dieser ins Fahrzeug stürzte», heisst es seitens der Anklage.

Der Mann soll sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gewehrt haben. Er sei mit dem Kopf aufgeschlagen und habe sich eine Verletzung zugezogen, er blieb auf dem Fahrzeugboden liegen.

Im August startet der Prozess gegen die beiden angeklagten Männer. Da jedoch einer der Angeklagten an diesem Datum verhindert ist, wurde dessen Anhörung vorgezogen. Sie fand am Freitag im Regionalgericht Bern-Mittelland statt und dauerte weniger als eine Stunde. Im Sommer wird der zweite Angeklagte, der dem Mann einen Kniestoss gegeben haben und ihn mit dem Knie im Nacken fixiert haben soll, angehört. Auch ein Zeuge soll dann befragt werden.

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TeleBärn berichtete im Juni 2021 über die Verhaftung:

Quelle: TeleBärn

veröffentlicht: 2. Juni 2023 14:24
aktualisiert: 2. Juni 2023 14:28
Quelle: BärnToday

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