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Pandemie-Nachwirkungen oder Nachholbedarf? So geht es Berner Konzertlokalen

Drei Jahre nach dem Lockdown

Pandemie-Nachwirkungen oder Nachholbedarf? So geht es Berner Konzertlokalen

· Online seit 20.03.2023, 18:45 Uhr
«Bleiben Sie zu Hause», lautete das Motto, als der Bundesrat den Lockdown ausrief. Besonders Konzertveranstaltende erwischte die Corona-Zwangspause kalt. Drei Jahre später stellt sich in der Branche vielerorts Normalität ein. Doch nicht überall.
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Es gehe nicht allen Konzertlokalen gleich, sagt Dave Naef vom Bierhübeli in der Stadt Bern. «Wir gehören aber zu den Gewinnern.» Im vergangenen Jahr stellte das Lokal sogar einen neuen Rekord auf: 116'000 Besucherinnen und Besucherinnen zog es 2022 ins Hübeli – zu früheren Zeiten waren es jeweils rund 95'000 pro Jahr. «Wir haben gemerkt, dass es einen grossen Nachholbedarf gibt.» 2022 bezeichnet Naef daher als «Ausnahmejahr». Er geht davon aus, dass sich die Situation im laufenden Jahr wieder normalisiert.

«Schön, wie es blubbert»

Ins gleiche Horn bläst Chrigu Stuber, Geschäftsleiter der Mühle Hunziken in Rubigen. Auch in diesem Lokal wurde im vergangenen Jahr ein Rekord aufgestellt. 2023 habe auch schon «toll» begonnen – ein Grossteil der Konzerte sei bereits ausverkauft. «Wir können also gar nicht klagen. Es ist schön, wie die Mühle blubbert», so Stuber.

Die Mühle Hunziken ist auch bekannt für ihre ausgefallene Dekoration. Die Highlights gibt es in der Galerie. 

Und auch die Mahogany Hall in Bern wird momentan mit Anfragen von Bands überhäuft. «Wir hatten noch nie ein so dichtes Konzertprogramm wie im März oder April», schwärmt Andreas Rupp. Bei regelmässigen Veranstaltungen wie den Jazzkonzerten sei man aber noch immer leicht unter dem Vor-Corona-Niveau. Wie viele dann tatsächlich erscheinen, sei vom Act abhängig. Bei einer auswärtigen Band kämen da auch mal nur zehn Personen, so Rupp.

Zurückhaltende Emmentaler 

Nicht zu den Gewinnern zählen kann sich hingegen das Kulturzentrum Paragraph K in Langnau. «Tatsächlich sind wir noch immer mit den Auswirkungen von der Pandemie betroffen», sagt Etta Brand vom Präsidium. «Es werden deutlich weniger Konzertbesucher verzeichnet und die Leute sind vor allem im Vorverkauf sehr zurückhaltend.»

Die Kulturfabrik Kufa in Lyss verzeichnet unterschiedliche Dynamiken. Besonders gefragt seien Partys, die sich an ein jüngeres Publikum richten. «Wir stellen fest, dass die Jugendlichen sehr fest nachfeiern möchten», sagt Co-Leiterin Renée Leanza.

Schwieriger sei die Situation bei Konzerten. Man beobachte, dass vielen Jugendlichen die Liveerfahrung durch die Corona-Zeit etwas fehle. «In dieser Zeit haben es viele verpasst, zu lernen, was Livekonzerte für eine Bedeutung haben.» Auch bei Veranstaltungen, die sich an ein älteres Publikum richten, laufe der Ticketverkauf harziger. «Manche haben sich daran gewöhnt, zu Hause zu bleiben oder feiern lieber privat. Bei anderen ist immer noch eine Restangst vor dem Coronavirus vorhanden», glaubt Leanza.

Dass Leute trotz Ticket nicht in der Kufa Lyss erscheinen, sogenannte «No-Shows», sei nach der Pandemie nicht häufiger geworden. Einzig bei wegen Corona verschobenen Events, die nun noch immer nachgeholt werden, gebe es vermehrt «No-Shows».

Deutsche müssen sich mit Corona-Folgen rumschlagen 

Während die Berner Konzertlokale grossmehrheitlich durchatmen können, ist die Situation in unserem Nachbarland Deutschland komplett anders.

Einem ZDF-Beitrag zufolge müssen deutsche Veranstalterinnen wegen des schlechten Ticketverkaufs immer wieder Konzerte absagen. Künstler treten teils vor fast leeren Hallen auf, weil Leute trotz Ticket nicht erscheinen.

Dave Naef vom Bierhübeli hat für die unterschiedliche Situation eine Erklärung. In Deutschland sei Corona noch immer ein Thema – im Gegensatz zur Schweiz. «Die Massnahmen wurden viel länger beibehalten als hier.» Viele Deutsche seien noch immer vorsichtig und mit Maske unterwegs.

Dies bemerkt Naef auch, wenn Deutsche bei ihm in Bern auftreten. «Wir hatten deutsche Produktionen, bei denen die Mitarbeiter noch immer mit Maske arbeiteten, während wir schon länger keine mehr aufhatten.»

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veröffentlicht: 20. März 2023 18:45
aktualisiert: 20. März 2023 18:45
Quelle: BärnToday

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