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Bernerinnen und Berner wollen in der Stadt gärtnern, aber Grünflächen schwinden

Schrebergärten und Alternativen

Bernerinnen und Berner wollen in der Stadt gärtnern, aber Grünflächen schwinden

27.06.2023, 09:31 Uhr
· Online seit 27.06.2023, 05:50 Uhr
Gärtnern in der Stadt hat laut Hansjürg Engel von «Stadtgrün Bern» in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Doch auf einen Platz im Schrebergarten wartet man in der Stadt Bern oft mehrere Jahre. Es gibt aber Alternativen.
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Wer sich in Bern ein Stückchen Grün wünscht, wartet je nach Quartier lange: «Das Thema ‹Gärtnern in der Stadt› hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen», sagt Hansjürg Engel, Bereichsleiter Friedhöfe und Stadtgärten bei «Stadtgrün Bern». Dadurch haben auch die Schrebergärten in der Stadt an Bedeutung gewonnen. Diese verwaltet Stadtgrün unter der Bezeichnung «Familiengärten».

Mehrjährige Wartefristen für Schrebergärten

Während Corona ist die Nachfrage stark gestiegen – und ist bisher nicht zurückgegangen, informiert Engel. Auf einen Platz in einem Schrebergarten in der Innenstadt, etwa bei Schlossgut, Grenzweg oder Könizstrasse, wartet man drei bis vier Jahre. Auf einen am Stadtrand, etwa bei Bottigenmoos, rund ein Jahr. 100 Quadratmeter kosten im Jahr 215 Franken für die Flächenmiete plus die Wasserkosten (ohne Häuschen).

«Der individuelle Anbau von Nutz- und Zierpflanzen widerspiegelt die Sehnsucht danach, ländliche mit urbanen Lebensstilen zu verknüpfen», sagt Engel. Gleichzeitig würden sich die Berner Schrebergärten im Wandel befinden. Gerade Schrebergärten in der Innenstadt sind in der Nähe von Baustellen beziehungsweise neuen Gebäuden und kämpfen um Platz.

So wird es in Zukunft laut Engel weniger Schrebergärten in der Stadt geben. Das wolle man bei Stadtgrün aber nicht einfach so hinnehmen: «Das Ziel ist es, auch in Zukunft gleich vielen Bewohnenden der Stadt Bern ein Angebot zum Gärtnern anbieten zu können», sagt Engel. Dazu würden sie einerseits bestehende Schrebergärten «nachhaltig und bedürfnisgerecht» weiterentwickeln. Andererseits sollen vermehrt «neue Gartenformen» wie beispielsweise Gemeinschaftsgärten etabliert werden, so Engel.

Geteiltes Gemüsebeet im «Lorrainepärkli»

Einen solchen Gemeinschaftsgarten gibt es zum Beispiel im «Lorrainepärkli». Dort teilen sich 15 Quartierbewohnende seit 2014 ein Gemüsebeet. Gerade im Frühling dieses Jahres wurde es mit der Hilfe von Stadtgrün erneuert. Die Erde wurde von Baumwurzeln befreit und der Garten neu eingeteilt. Im Moment sind alle Plätze belegt, die Warteliste ist aber leer. Projektverantwortlicher Reto Stalder sagt, wer sich meldet, würde etwa ein bis zwei Jahre auf einen Platz warten.

Es gäbe allerdings klare Unterschiede zu den allein betreuten Gärten. Im Gegensatz zum Schrebergarten, wo jeder für sein Stück verantwortlich ist, pflegen die Besitzer den Gemüsegarten gemeinsam und das für 35 Franken pro Jahr. Zwar hat jeder seinen Bereich, aber am Rand des Gartens pflanzen alle gemeinsam Blumen. Und wenn jemand bewässert, dann bewässert diese Person alle Parzellen.

«Das hat Vorteile, weil man nicht so gebunden ist und auch mal zwei Wochen wegkann», sagt Stalder. «Wenn jemand aber sein eigenes Ding machen möchte und auch nicht gerne plaudert, dann ist das geteilte Gemüsebeet wohl eher nichts.»

Gemeinsames Feiern und Pflegen im Pärkli

Es sei auch ein Ziel des Gemüsebeets, das Gemeinschaftsgefühl im Quartier und der Umgebung zu fördern. «Gerade neu zugezogenen Bewohnenden kann dies helfen», sagt Stalder. Deswegen veranstalten die Gartenbesitzer etwa alle drei Monate einen Anlass im Pärkli, bei dem sie gemeinsam essen und trinken und auch den Garten pflegen.

Momentan sei das Gemeinschaftsgefühl stark, auch wegen der kürzlichen Erneuerung. Es habe danach neue Mitglieder gegeben, die viel in den Garten und die Gemeinschaft stecken. «Jetzt hoffen wir, dass es so weitergeht», sagt Stalder.

Wer in seinem eigenen Quartier oder seiner Umgebung so einen Gemeinschaftsgarten finden möchte, kann laut Hansjürg Engel bei der Verwaltung seiner Wohnsitzadresse anfragen. Und er gibt auch noch einen Tipp zum Überbrücken der Wartezeit: Gemüse mittels «Urban Gardening» auf dem Balkon oder an einem ähnlichen Ort anpflanzen.

veröffentlicht: 27. Juni 2023 05:50
aktualisiert: 27. Juni 2023 09:31
Quelle: BärnToday

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