Ein gemischter Salat, einen Teller Spaghetti und dazu ein Gläsli Wein – so herrlich kann ein Besuch im Restaurant doch sein. In der Schweiz läppert sich für die auswärtige Verköstigung jedoch schnell ein Sümmchen zusammen. Laut Angaben von Schweiz Tourismus kosten Mittagsmenüs im Durchschnitt zwischen 25 und 30 Franken, eine abendliche Hauptspeise 20 bis 50 Franken. Und da sind die Getränke noch nicht einmal mitgerechnet.
Für die laut Caritas-Zahlen rund 745'000 Schweizer Armutsbetroffenen und all diejenigen, die jeden Rappen umdrehen müssen, um einigermassen über die Runden zu kommen, können von einem Restaurantbesuch nur träumen. Damit mehr diesen Traum auch verwirklichen können, haben einige Berner Beizen sogenannte Solimenüs eingeführt.
So kannst du bei deinem nächsten Besuch in der Brasserie Lorraine für ein solches Menü spenden. «Mit 10 Franken ermöglichst du, dass wir als Brass den Menschen, welche sich aufgrund ihrer finanziellen Lage das Essen in einem Restaurant nicht leisten können, eine warme Mahlzeit zur Verfügung stellen können», kündigte die Beiz kürzlich auf ihren Social-Media-Kanälen an.
Als Inspiration diente der Brasserie Lorraine das Restaurant Sous le Pont der Berner Reitschule. Dort kann man bereits mit einer Spende von acht Franken Gutes tun. Ebenso im Dock8 in Holligen. Betriebsleiter Oliver Truttmann erklärte bereits 2019 gegenüber «Journal B»: «Dieses System funktioniert nach dem Grundsatz von Treu und Glauben und wird, wenn überhaupt, nur hie und da ausgenutzt.»
Hilfswerke begrüssen Engagement der Beizen
Bei Hilfsorganisationen stossen die Solimenüs auf offene Ohren. Stephanie Oldani, Co-Geschäftsführerin der Winterhilfe Kanton Bern, sagt auf Anfrage von BärnToday: «Die Idee des Solimenüs finden wir grundsätzlich wunderbar! Es ist schön zu sehen, dass es in Bern so viele Solidaritätsangebote für Armutsbetroffene gibt.»
Oldani weist allerdings darauf hin, dass Armut oft auch mit Scham verbunden sei. «Viele würden sich nicht trauen, nach dem Solimenü zu fragen», vermutet sie.
Auch die Caritas Bern begrüsst die Initiativen der Berner Beizen. «Dieser Gedanke ist etwas sehr Schönes und kann Armutsbetroffenen tatsächlich ermöglichen, einmal ein Menü auswärts zu geniessen», sagt Kommunikationsleiterin Barbara Keller.
Die Frage sei aber, ob Armutsbetroffenen diese Möglichkeit bereits kennen und ob Leute mit genügend Mitteln wissen, dass sie ein Menü spenden können. Für Keller steht fest: «Die Solimenüs sollten auf jeden Fall bekannt gemacht werden.»