Quelle: BärnToday / Warner Nattiel / Dominic Flückiger
Eichhörnchen, Blaumeise, Hummeln sind hinter Glas fast zum Greifen nah. Die meisten Ausstellungsobjekte im «Naturlabor» kann man aber mit den Händen anfassen oder selber ausprobieren. Das ist ein Hauptanliegen für Andrea Röhrig, die als Leitung Bildung und Vermittlung für die neue Ausstellung im Naturhistorischen Museum Bern verantwortlich ist. «Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, möglichst viel mit Hands-on zu arbeiten, möglichst viel Raum zu lassen für eigene Entdeckungen», sagt sie.
Im Museum kann man Felle, Schädel und Knochen anfassen. «Ich fände es schade, wenn man sie immer nur hinter einer Glaswand anschauen kann», sagt Röhrig. Denn: «Es ist etwas anderes, einen Knochen oder ein Gebiss in der Hand zu halten; ein Fell zu fühlen bringt etwas anderes, als nur ein Bild davon zu sehen.»
Unter dem Mikroskop
Genau diese Brücke zwischen Objekt und Besuchenden will das Museum schlagen. An sieben Stationen können Jung und Alt die Beziehungen zwischen den Arten entdecken. Dabei gibt es in jeder Ecke etwas anderes auszuprobieren: Beispielsweise kann man per Telefon einem Gespräch zwischen Darm und Hirn zuhören und dabei lernen, wie wichtig das Organ – und die Mikroorganismen darin – für das menschliche Wohlbefinden ist.
Oder sie können unter dem Mikroskop analysieren, wie Flechte aussieht: «Pilz und Alge arbeiten zusammen und kreieren etwas Neues», erklärt Andrea Röhrig. «Viele wissen vielleicht gar nicht, dass Flechte so entsteht und nur ganz langsam wächst.» Ein Teil ist auch Pflanzen-Helfern gewidmet: Wie arbeitet die Natur, beispielsweise bei der Bestäubung, zusammen? Nicht nur die Honigbiene macht das, sondern auch Hummeln, Schwebefliegen, Motten und einige mehr. Wer mehr zu Parasiten wissen will, muss etwas weiter suchen, denn der Teil ist etwas versteckt. «Es müssen nicht alle hinschauen, wenn man es gruselig findet».
Röhrig will im Naturlabor Berührungspunkte schaffen. «Vielleicht kommen Fragen, die dann zu einer neuen Neugierde führen, etwas zu entdecken. Kleine Highlights, wo man denkt: ‹Ah, das ist doch spannend.› Wir wollen Begeisterung wecken für die Sachen, die wir hier zeigen.»
«Wir haben eine digitale Station, wo man sieht, was passiert, wenn alle diese Beziehungen der unterschiedlichen Arten zusammenkommen.» Man kann in die Lebensräume verschiedener Tiere eintauchen und diese auch manipulieren: Was geschieht, wenn ich dem See zu viele Nährstoffe hinzufüge? Wie sich die Verhältnisse zwischen den Arten verändern, ist auf der grossen Projektion an der Wand direkt zu sehen.
So eine Ausstellung sei unglaublich viel Arbeit. «Das ganze Haus ist mit dabei: die Grafikerinnen, die Schreiner, die Ausstellungsgestalterinnen, die Präparatoren, die Techniker und die Wissenschaftlerinnen und noch viele mehr. Es ist nicht so, dass ich alleine die Ausstellung gemacht habe», sagt Andrea Röhrig.
Vom Labor ins ganze Museum: Das Atelier für Schulklassen
Vom Atelier im hinteren Teil des «Naturlabor» sollen Besuchende das ganze Museum entdecken können. Der Raum wird auch Schulklassen zur Verfügung gestellt – ganz spontan einen Vormittag oder aber auch für eine ganze Woche. Mit einer Wand voll Entdecker-Koffer sollen Schülerinnen und Schüler die Natur und ihre Beziehungen entdecken können. Mit den Koffern können sie Knochen vergleichen oder auch verschiedene Felle spüren.
Der Raum solle ein Startpunkt für die Exploration des ganzen Museums sein. «Räuber-Beute-Situation kann man bei allen Teilen des Museums finden», sagt Röhrig. Das «Naturlabor» sei aber nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. «Wir haben wirklich versucht, es so zu machen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene an vielen unterschiedlichen Punkten abgeholt werden: Manche sind für die Jüngeren spannend, manche für Erwachsene, dafür aber vielleicht nicht so für Kinder.»
An einigen Stationen fehlt noch ein Tier oder die Infotafeln sind noch nicht befestigt, das Team des Naturhistorische Museums Bern ist in den letzten Zügen für die neue Dauerausstellung. Das «Naturlabor» wird diesen Sonntag eröffnet. In der kleinen Arena zwischen Ausstellung und Atelier liegen verschieden Tierfelle: Fuchs, Dachs und mehr. Dort sollen bald Geschichte-Stunden und Theater stattfinden. «Mein Ziel ist es ‹gluschtig› zu machen, Beziehungen in der Natur zu entdecken, zu sehen, welche Beziehungen da sind und vor allem, dass wir aufpassen müssen, was wir in unserer Umwelt anstellen.»