Gemeinde Köniz zieht Anzeige gegen Pussy Riot zurück

Eine Hauptverhandlung würde für das Gericht und die Gemeinde Köniz finanziell und personell einen grossen Aufwand bedeuten, teilte die Gemeinde am Dienstag mit. Das sei angesichts des entstandenen Schadens nicht zu rechtfertigen.

Gleichzeitig bedauere der Gemeinderat, dass die Beschuldigten die Busse nicht akzeptierten, zumal der Sachverhalt der Sachbeschädigung unbestritten sei, hiess es weiter. Er ziehe die Anzeige entgegen seiner Überzeugung zurück. Die Angelegenheit drohe nun aber eine Dimension anzunehmen, die in einer absurden Relation stehe zur illegalen Sprayerei, die am Anfang gestanden habe.

Der Entscheid für oder gegen eine Anzeige sei zudem zu keiner Zeit politisch begründet gewesen. Der Könizer Gemeinderat verurteile den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. «Für die Beurteilung der Strafsache spielt das aber keine Rolle und darf auch keinen Einfluss haben», schrieb er weiter.

Auf Polizeiwache gebracht

Drei Frauen der Punkband «Pussy Riot» waren 2022 in Wabern in der Gemeinde Köniz beim Sprayen erwischt worden. Ihr Graffito sollte laut Angaben der Frauen ein Strassenschild symbolisieren, das die Distanz zum Krieg in der Ukraine zeige. Die Frauen wurden von der Polizei angehalten und auf eine Wache gebracht. Die Gemeinde entfernte das Graffito noch am selben Tag. Einen Tag später spielten Pussy Riot ein Konzert in Rubigen.

Das Kollektiv erhob damals schwere Vorwürfe gegen die Berner Polizei. Eine Frau sagte, sie habe sich nackt ausziehen müssen, obwohl sie sich geweigert habe. Die Polizei wies sämtliche Vorwürfe zurück.

Pussy Riot war vor zwölf Jahren durch eine Aktion in einer Moskauer Kirche gegen Machthaber Wladimir Putin schlagartig weltweit bekannt geworden.

(sda/raw)